Nach einem guten Abendessen erfolgte ein ausführlicher Ausrüstungscheck und anschließend die Tourenplanung für den Hüttenanstieg. Schwer bepackt starteten wir am Morgen bei bestem Bergwetter vom Tauernhaus (1511m) zur Neuen Prager Hütte (2782m). Die ersten Kilometer ging es nur leicht ansteigend ins Gschlössbachtal über Außergschlöss, Felsenkapelle und Innergschlöss. Der Talhatscher war ideal um seinen Rhythmus zu finden und sich an das Gewicht des Rucksacks zu gewöhnen. Nach einer kurzen Pause der erste Steilanstieg zum Salzboden, bei dem auch die ersten Spitzkehren zum Einsatz kamen. Die Baumgrenze wurde erreicht und das Schlatenkees breitete sich vor uns aus. Abweichend von der ursprünglich geplanten Route stiegen wir nun über den Südosthang zur Hütte auf. In Anbetracht der fortgeschrittenen Zeit und der „hohen“ Temperaturen kamen wir ganz schön ins Schwitzen. Später als erwartet kamen wir um 15:00 Uhr an der Hütte an.
Nach Bezug des Lagers und Kaffeepause entschied sich Peppi für ein verkürztes Nachmittagsprogramm. Zurück in den Skistiefeln erwartete die Teilnehmer eine erste praktische Einführung in die Spaltenbergung.
Der Abend wurde mit einem kräftigen Abendessen und der Vorbereitung des nächsten Gipfelziels verbracht. Aufgrund der perfekten Wettervorhersage wurde schnell klar, dass der Großvenediger machbar ist. Der Hüttenwirt empfahl uns noch die Abfahrt über den „Hohen Zaun“, der super Pulverschnee versprach. „I hob do gestern welche fahrn seng – des hod guad ausgschaut“!
Am nächsten Morgen, wieder traumhaftes Wetter, starteten wir frisch gestärkt und erwartungsvoll um 7:30 Uhr. Nach kurzer Abfahrt stiegen wir gemeinsam zum Gletscherrand auf. Dort angekommen teilten wir uns in 2 Seilschaften. Nun ging es immer bergan über das weitläufige Schlatenkees, das auf den ersten Blick kaum Spalten zeigte. Gegen Mittag erreichten alle das Skidepot. Über einen kurzen, schmalen aber ausgesetzten Grat machten wir uns mit Steigeisen und Pickel auf zum Gipfel (3666m). Für zwei der Teilnehmer (Robert und Sabine) sogar der erste 3000 er. Wir mussten uns den Platz am Gipfelkreuz mit vielen anderen Tourengehern teilen. Nichts desto trotz war es ein unvergessliches Erlebnis und wir genossen das gigantische Bergpanorama vom Watzmann über Großglockner bis zu den 3 Zinnen in den Dolomiten.
Manfred und Wolfgang entschieden sich direkt zur Hütte abzufahren. Die Anderen machten sich, nach der Querung des Schlatenkees auf das Rainerhorn (3559m) und Schwarze Wand (3503m) in Richtung Hoher Zaun (3457m) auf. Teilweise mussten kurze Stücke mit dem Fell abgefahren werden. Die versprochene Pulverschneeabfahrt vom Hohen Zaun bis zum Gletscherauslauf am Unteren Keesboden erwies sich als „hundsgemeine Bruchharschstrecke“ Unten angekommen war ein neuerlicher Hüttenanstieg vom 500 HM angesagt. Erschöpft auf der schon stark verharschten Aufstiegsspur erreichten die letzten um 18:00 Uhr wieder die Hütte.
Während wir am Vorabend auf der Hütte noch in lockerer Runde waren, füllte sie sich heute bis an ihre Grenzen. Der Kachelofen hatte zu kämpfen um alle Gasträume einigermaßen zu erwärmen. Bereits am Vorabend wurden Pläne geschmiedet, wie die eine (!) für ca. 70 Personen zur Verfügung stehende Toilette am nächsten Morgen taktisch klug genutzt werden konnte.
In Anbetracht des anstrengenden Tages, in Summe 2000 HM Anstieg!, ließen wir die geplante praktische Übung ausfallen. Die Planung für den abschließenden Tag besprachen wir bei einem gemütlichen Glas Rotwein.
Mit etwas schwereren Beinen machten wir uns am Sonntag früh wieder auf Richtung Gletscher. Der erste Teil entsprach bis zur Venedigerscharte (3387m) der Aufstiegsspur des Vortages. Beim Aufstieg stießen wir auf eine Gletscherspalte die wir am Vortag noch überquerten und am Nachmittag ein Tourengeher eingebrochen war. Glücklicherweise war er angeseilt, ihm ist nichts passiert und er konnte von seinem Kameraden herausgezogen werden.
Nach einer Rast stiegen wir auf zum Kleinvenediger (3468m). Vom Gipfel fuhren wir, zu Ausbildungszwecken, das erste Stück am Seil ab. Dann weiter Richtung Norden von der Venedigerscharte in unbekanntes Gelände. Das erste Teilstück war wieder mit Bruchharsch und Windgangel durchsetzt, was Sabine zur Aussage bewegte: „wenn diese Art von Abfahrt Hochtour bedeutet war das meine Erste und Letzte“. Aber nach einigen weiteren Abfahrtsmetern verbesserten sich die Schneeverhältnisse gravierend und wir konnten auf dem Viltragenkees im feinsten Pulver ins Tal gleiten. Im unteren Bereich des Gletschers hatten wir auf einmal besten Firnschnee.
Abschließend musste noch das lange, flache Gschlössbachtal mit kräftigen Armschüben und Skatingschritten überwunden werden. Abgekämpft aber glücklich erreichten wir das Tauernaus am späten Nachmittag. Nach einer Stärkung im Wirtshaus und kurzer Abschlussbesprechung machten wir uns auf den Heimweg. Nachdem nicht alle praktische Übungen und theoretische Themen durchgeführt werden konnten, werden wir uns Ende April in der Kletterhalle Ittling treffen und den Kurs beschließen.
Wir waren uns alle einig, dass es ein wunderbares Wochenende und eine tolle Erfahrung für uns alle war.
Manfred und Sabine