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Blaubergkamm Überschreitung - Trailrun

10.10.2022

Solche Touren, die im Einzugsgebiet Münchens liegen und im Sommer, bei schönen Tagen Ziele von erholungssuchenden Großstädtern werden, kann man im Herbst, bei eher zweifelhaften Wetter viel entspannter machen. So hat man gewiss keinen Massenauflauf und zum anderen die schöne Herbstfärbung der vielen Laubbäume in den Bayerischen Voralpen.

Diesmal entschied ich mich für die Blaukamm-Überschreitung. Eine kleine Runde, oberhalb von Wildbad Kreuth, die man recht gut läuferisch bewältigen kann. Ich startete beim Alpenverein einen Versuch und bot diese Runde den Vereinsmitgliedern als Trailrun-Runde an. Fünf wackere Teilnehmer meldeten sich bei der Premiere an, was mich sehr freute. Von Straubing aus fuhren wir nach Wildbad Kreuth, dem CSU-Treffpunkt, wenn es um „wichtige“ Entscheidungen geht. Vom Parkplatz Siebenhütten liefen wir den unzähligen Schildern folgend Richtung Halserspitze. Irgendwie fand ich die Unmenge an Wegweisern eher verwirrend als helfend, so wurden wir auch das eine oder andere Mal in unserem Laufenthusiasmus gebremst, weil wir über den weiteren Weg beratschlagten. Als wir endlich auf dem richtigen Weg waren, konnten wir es laufen lassen. Durch herbstlich gefärbten Mischwald kamen recht flott voran. Erst als es Richtung eines Kammes deutlich steiler wurde, verlangsamten wir unser Tempo und gingen im flotten Schritt dem Gipfel der Halserspitze entgegen. Über leichte Kletterstellen und leicht zu begehende Schrofen überwanden wir die letzten Meter. Oben auf dem Blaubergkamm angekommen, mussten wir einfach stoppen. Nachdem wir während des Aufstiegs meistens im Nebel waren und nur Bruchteile der sonst gewaltigen Aussicht genießen konnten, breitete sich jetzt ein gewaltiges Panorama vor uns aus. Da wir jetzt auf dem Kamm über der Nebel- Wolkendecke waren, konnten wir die Karwendelkette, den Rofan und die anderen Achenseeberge über der, wie Wattebauschen aussehenden Wolkendecke sehen. Der vor uns aufragende Guffert war komplett von der Wolkendecke umschlossen. Nur die Spitze schaute aus dem Wolkenmeer. Was für eine Aussicht. Mit sowas hatte ich nicht gerechnet, nachdem ich früh morgens den Wetterbericht studierte. Nach einer der zahlreichen „Aussicht-genießen-Pause“ drehten wir nach links ein und erreichten im schönen, aber doch anspruchsvollen Laufgelände, einige Minuten später den höchsten Punkt unserer Runde. Ein einfaches Stahlkreuz zierte den Gipfel. Hier machten wir auch Brotzeit und ein Gruppen-Gipfelfoto. 

Weil uns der leichte Wind doch recht bald frösteln ließ, starteten wir unseren Panoramalauf im steten Auf und Ab dem Blaubergkamm folgend. Über weite Strecken perfekte Trails, die durch einige leichtere Kraxelstellen unterbrochen waren, kamen wir recht schnell voran. Selten direkt auf dem Kamm, meistens in der Südflanke des Kammes laufend, überschritten wir die Karspitze, den Blaubergkopf und den Predigtstuhl, bevor wir uns auf der schnuckeligen Blauberghütte ein Erfrischungsgetränk genehmigten. Die Versuchung war einfach zu groß! Die Blauberghütte ist eine kleine, ursprüngliche Hütte, die einem sofort sympathisch ist. Freundliches Hüttenpersonal und selbstgemachte Spezialitäten, die auch mitgenommen werden können. Egal ob Käse, Milchprodukte, Butter oder Geräuchertes. Wir genossen die kurze Zeit, in der warmen Stube sehr.

Schweren Herzens mussten wir uns aber kurze Zeit später von unserem Platz in der warmen Stube trennen, denn auf uns wartete noch das alpine Highlight der Runde. Der Abstieg über die Wolfsschlucht. Ein steiler, ausgesetzter und seilversicherter Abstieg, der es bei so feuchten Verhältnissen echt in sich hat. Vorsichtig und mit Bedacht näherten wir uns, nachdem wir wieder bayerischen Boden unter den Füßen hatten, den Schluchteneinstieg. 

Über einige seilversicherte Steilstufen stiegen wir relativ direkt in engen Kehren in den Schluchtgrund hinunter. Zahlreiche kleinere Wasserfälle plätscherten links und rechts von unserem Steig hinunter. Richtig schön. Immer wieder blieben wir stehen und staunten über die herbstliche Szenerie. Unten, bei einer großen Gumpe angekommen sammelten wir uns und liefen gemeinsam über die zahlreichen Rinnsale des hier entspringen den Bachs. Wir sprangen und hüpften, ließen es Talauswärts richtig krachen. Am Wanderweg angekommen liefen wir gemächlich das Tal hinaus Richtung Siebenhüttenalm und später Richtung Parkplatz.

Fazit: Eine gut gelungene Trailrunning Premiere für den Alpenverein Straubing. Es war eine schöne kleine Runde, von der wir wirklich große Teile davon gut laufen konnten. Der Abstieg über die Wolfsschlucht ist nicht sonderlich schwierig, gut versichert aber ausgesetzt und besonders bei Nässe mit Vorsicht zu genießen. Wir hatten zwar das für uns passende Wetter, aber generell nicht das beste Wetter und trotzdem war der Parkplatz bis zum letzten Platz gefüllt. Man kann sich vorstellen, wie die Gegend bei schönem Wetter angestürmt wird. Die Teilnehmer waren sich einig, dass ein ähnlicher Termin im Tourenprogramm 2023 nicht fehlen darf.

Jupp Berglehner