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Arco 2024: Mein erstes Mehrseillängen-Abenteuer – unvergessliche Momente in neuen Höhen

15.11.2024

Erster Tag

Schon früh morgens geht es los, zusammen mit der DAV-Gruppe aus Straubing und einem vollgepackten Bus starten wir in Richtung Arco. Ich bin zum ersten Mal dabei, aber kaum haben wir die Autobahn hinter uns, schlägt die Aufregung langsam in Vorfreude um. Der Kofferraum ist voller Rucksäcke, Campingequipment und Kletterseile, alles bereit für unser bevorstehendes Abenteuer.

Unser erstes Klettergebiet empfängt uns mit kurzen, schönen Routen – perfekte Einstimmung. Die Sonne scheint, doch wir klettern angenehm im Schatten, umgeben von Laub und anderen motivierten Kletterern. Die Routen sind wie gemacht, um sich einzuklettern und die Finger wachzurütteln.

Am Abend im Camp fällt mein Blick auf die Topo-Karte auf dem Campingplatz: unzählige Mehrseillängen-Routen, das legendäre Arco, das Eldorado für Kletterer. Beim gemütlichen Zusammensitzen und der ersten Pizza wird dann der Plan für den nächsten Tag geschmiedet. Thomas erklärt mir als Neuling in großen Wänden die Grundlagen der Mehrseillängenkletterei. Erwartungsvoll krieche ich schließlich in mein Zelt.

Zweiter Tag
Nach einem ausgiebigen Frühstück machen wir uns auf den Weg zum Klettergebiet. Dort angekommen, suchen wir den Routenstart. Nur spärliche Kennzeichnungen an den Felsen lassen erahnen, wo der richtige Einstieg ist und wir rätseln, welche Route in den Sträuchern versteckt liegt. Schließlich finden wir unseren Weg und steigen in die Route ein. Der Vorstieg läuft entspannt, wenn auch etwas ungewohnt, da ich mit einem Rucksack klettere, in dem Schuhe, Wasser und eine kleine Brotzeit für später sind.

Mit jedem Meter, den wir an Höhe gewinnen, wird die Aussicht spektakulärer. Der Fuß fest am Fels, der Blick staunt in die Ferne – doch mein Kopf beginnt zu arbeiten. Die 15 Meter Hallenhöhe sind kein Vergleich zu diesen Wänden hier. Wir klettern weiter, oft nur einen kurzen Blick auf die Topo werfend. Plötzlich stellen wir fest, dass wir am Ausstieg vorbeigeklettert sind und unerwartet mehr Seillängen hinter uns haben. Der Weg wird anspruchsvoller, doch wir bahnen uns zuversichtlich die letzten Meter bis zur perfekten Aussicht ins Tal, wo der Gardasee in der Sonne schimmert.

Dritter Tag
Heute klettere ich mit Jonas. Unser Ziel ist „Elios“ – eine längere und anspruchsvollere Route. Bereits beim Einstieg schaltet sich mein Kopf ein: „Wenn das schon so schwer ist, wie soll es dann weiter oben aussehen?“ Wir klettern jedoch gut voran, und die Route bietet alles: abwechslungsreiche Platten, schöne Risse und schließlich zwei kleine Übergänge, die ich im Vorstieg klettern soll. Jonas meistert die anspruchsvolleren Seillängen dazwischen souverän, und bald erreichen wir die Meter vor dem ersten Übergang.

Da hänge ich nun mitten in der Wand, die Aussicht grandios. Die Gedanken schleichen sich ein: „Was mache ich hier? Genau das was ich wollte... Mein Ziel, Mehrseillängen zu klettern, hab ich erreicht!“ Der nächste Bohrhaken ist weit entfernt, vier Meter bis zur nächsten Exe. „ Aber wie soll das hier gehen? Scheisse, ist das weit! Du schaffst das. Probiers einfach.“ Hochkonzentriert kämpfe ich mich Zug für Zug nach oben. Jeder Griff bewusst, jeder Tritt genau platziert. Und dann der Moment – ein leises „Yes“ und ich clippe ein.

Mit voller Energie klettere ich weiter, überwinde fast ohne es zu merken die zwei eigentlich gefürchteten aber gut abgesichteren Überhänge, und schließlich kommt der Stand. Die letzten Seillängen sind ein Kinderspiel, und oben genießen wir die Aussicht und Jonas’ selbstgemachte Müsliriegel – die perfekte Belohnung.
Wieder am Tal, fluten die Endorphine meinen Kopf. "Alter was das GEIL!" Ruf ich den dort liebgewonnen Kletterkollegen zu.

Vierter Tag
Am letzten Morgen packen wir die Zelte zusammen und fahren zu einem Sportklettergebiet, um das Wochenende entspannt ausklingen zu lassen. Noch einmal klettern wir in der Sonne, genießen die Wärme der Wand, das Zusammensein und den Abschied von diesen vier intensiven Tagen.
Das Wochenende in Arco hat mich an meine Grenzen und darüber hinaus gebracht. Klettern war bisher immer Teil meines Lebens, doch Mehrseillängen haben mich neues spüren lassen. Ich verlasse Arco mit einem Grinsen, Muskelkater und dem verlangen nach mehr großen Wänden.