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Die Wildspitze - Österreichs zweithöchster Gipfel 3768 m

12.07.2020

Datum: 11. bis 12.07.2020
Samstag: Mit dem Stableinlift zur Mittelstation auf 2350 m, Aufstieg zur Breslauer Hütte 2844 m, Besteigung Wilden Mannle 3023 m 
Sonntag: Besteigung Ötztaler Wildspitze 3768 m und Abstieg
Tourenleiter: Tom
Teilnehmer: 25 DAV Mitglieder der Sektion Straubing
Gebiet: Ötztaler Alpen
Stützpunkt: Breslauer Hütte 2844 m
Gipfel: Wildes Mannle 3023 m, Wildspitze 3768 m 
Wetter: Sonne am Gipfeltag, Nebel und leichter Regen am Aufstiegstag

Tourenbericht:

Zusammen mit Brigitte und Hans fuhren wir Samstagfrüh nach Garmisch, wo wir Julia aufgabelten :-) Gegen Mittag erreichten wir dann das Bergsteigerdörfchen Vent im schönen Ötztal. Die Dreitausender lagen in Wolken und auch der Regen begrüßte uns. Dafür genehmigten wir uns erst eine kleine Stärkung in einer gemütlichen Gaststube. Um 13:30 Uhr war der Stableinsessellift nach der Mittagspause wieder in Betrieb, mit dem wir zur Mittelstation auf 2350 m hochfuhren. Dank Wind und Regen war es bei der Liftfahrt ziemlich eisig und wir waren froh, uns endlich bewegen zu dürfen. Mit dem schweren Hochtourengepäck marschierten wir einen kleinen Trail in Richtung Breslauer Hütte. Immer wieder kam kurz der blaue Himmel zum Vorschein und gab den Blick auf die schneebedeckten Ötztaler frei. In der Breslauer Hütte trafen wir auf einige unserer Bergsteigerfreunde. Wir vier entschieden ohne Gepäck noch vor dem Abendessen das Wilde Mannle zu besteigen. Wir marschierten los und mussten zuerst einen kleinen Pfad nach unten wandern, einen kleinen Bach über wackelige Steine überqueren, um dann von Süden den Gipfelanstieg zu versuchen. Hans, Julia und Brigitte entschieden umzukehren, da es sonst zu knapp mit dem Abendessen werden würde. Ich entschied mich für die schnelle lauftechnische Variante. Also sauste ich los und kletterte auf teilweise seilversicherten Passagen nach oben. Kurz vor dem Gipfel traf ich weitere Alpenvereinsler, die gerade beim Abstieg waren. Schnell war ich am Gipfel des 3023 m hohen Wilden Mannles. Die Aussicht hielt sich in Grenzen, dafür schneite es und ein eisiger Wind wehte mir um die Ohren :-) Klar wollte ich den Gipfel über die Blocksteine überschreiten und über das Rofenkar absteigen. Auch hier fanden sich Seilsicherungen, die aber nicht nötig waren. Ich lief über den Moränenrücken bis zur Abzweigung und von dort direkt zur Hütte zurück, wo schon alle Straubinger sich eingefunden hatten. Außer Brigitte, Hans und Julia nicht. Die drei hatten es sich kurz nach ihrer Umkehr anders überlegt und doch auf das Wilde Mannle gestiegen :-) Leider mussten wir auf das Abendessen warten bis die gesamte Gruppe vollzählig war. Die Wartezeit verkürzten wir mit einem isotonischen Weißbier, das in dieser Höhe besonders gut schmeckte :-) Das verspätete Abendessen genossen wir in vollen Zügen. Tom erklärte uns noch Uhrzeit, Weg und Schwierigkeiten für die morgige Besteigung der Wildspitze. Insgesamt bildetet wir 5 Seilschaften, die den Gipfel bezwingen wollten…

Um 4:30 Uhr hätte uns der Wecker aufgeweckt, aber alle waren wir schon vorher wach. Ob es die Vorfreude oder Aufregung war, konnte ich nicht sagen :-) Die Hütte erwachte langsam zum Leben. Am Frühstücksbuffet war schon einiges los. Draußen war es zwar kalt, aber dafür hatten wir einen wolkenlosen Himmel. Langsam ging die Sonne hinter den Dreitausender auf. Ein atemberaubendes Schauspiel. Nach dem Frühstück packten wir unsere Rucksäcke und zogen auch gleich die Klettergurte an. Um 6 Uhr fanden sich alle 25 Alpenvereinsmitglieder auf der Hüttenterrasse ein. Aufbruchsstimmung stand in die Gesichter geschrieben. Tom erklärte nochmals kurz die Tour und schon stiefelten wir in unseren schweren Bergsteigerschuhen los. Ab der Hütte war die Wildspitze gut ausgeschildert. Entlang der Markierungen, vorbei an einem teilweise vereisten Gletschersee marschierte die Karawane in das Mitterkar. Vom Mitterkarferner waren nur noch Reste übrig. Diese konnten wir ohne Steigeisen überwinden. Vor uns lag eine steinschlaggefährdete Rinne. Hier zogen wir unseren Helm und Steigeisen an. Steil kletterten wir zuerst im Schnee nach oben, bis wir nach links in einen kurzen Klettersteig (Schwierigkeitsgrad B und C) einbogen. Diese Variante machte natürlich Spaß. Mit den Steigeisen stiegen wir über die vereisten Felsen weiter. Mit einer Bandschlinge und Karabiner sicherten wir uns selbst am Stahlsteil. Die letzten Meter umgingen wir den Klettersteig und stiegen direkt über ein Schneefeld bis zum Mitterkarjoch (3470 m) auf. Oben angekommen standen wir vor dem Taschachferner. Der Anblick auf die Ötztaler und Pitztaler war traumhaft. Langsam fanden sich die Seilschaften zusammen und wir drängten auf ein Weitergehen. Es war ziemlich eisig auf über Dreitausend Metern :-) Ich richtete das Seil her, damit Hans die Führung übernehmen konnte, Brigitte, Tom und Frank bildeten die Mitte und den Letzten machte ich. Schon konnte es mit Eispickel bewaffnet über den Gletscher losgehen. Zuerst steigt der Taschachferner gemächlich an. Obwohl der Gletscher als spaltenarm zählt, mussten wir doch die ein oder andere Gletscherspalte überqueren. Anseilen macht deshalb natürlich Sinn. Nach einer Rampe sahen wir die Wildspitze in ihrer vollen Pracht direkt vor uns. Wir stiegen immer steiler am Seil bis zum Südwestgrat. Hier banden wir uns aus dem Seil und jeder kletterte über den vereisten Felsen ungesichert nach oben. Die ein oder andere ausgesetzte Stelle verlieh den richtigen Pfiff :-) Nach knapp 3 1/2 Stunden Aufstieg standen wir auf dem zweithöchsten Gipfel Österreichs, die Wildspitze mit seinen 3768 m. Uns bot sich ein atemberaubendes Panorama. Klar mussten einige Gipfelfotos geschossen werden, aber ich hatte andere Sorgen. Vor mir lag der luftige Grat zum Nordgipfel. Geplant war schließlich die Überschreitung, um dann zurück auf den Taschachferner abzusteigen. Da waren sie wieder meine drei Probleme, oder sagen wir nur ein Problem: ein luftiger, ausgesetzter Grat. An sich bin ich unkaputtbar, aber am ausgesetzten Grat komme ich an meine Grenzen. Da aber meine Frau Brigitte mit ihren Händen in der Hosentasche gemütlich losmarschierte, blieb mir, als braver Ehemann, nichts anderes übrig als hinterher zu folgen :-) Mit wackeligen Beinen kam ich dann auf der anderen Seite an. Puhhh geschafft. Nochmals gehe ich diesen Grat nicht, schwor ich mir. Dies hielt leider nicht lange an… Da der Abstieg über die Nordseite zu heikel war, blieb uns nur noch der gleiche Weg zurück. Drei Waghalsige von uns, versuchten ihr Glück über einen steilen Grat und dann sehr steile Schneewechte abzusteigen, der Rest saß entweder noch auf dem Südgipfel oder musste, wie auch ich, auf dem ausgesetzten Grat zurück. Brigitte marschierte los und ich folgte auf Schritt und Tritt :-) Und ein weiteres Mal standen wir auf dem Gipfel. Aber jetzt gehe ich sicher nicht noch einmal zurück :-) Über die Kletterpassagen stiegen wir bis zum Ferner ab, wo sich die drei abtrünnigen Kletterer wieder zu uns gesellten. In der Seilschaft überwanden wir ein weiteres Mal den Gletscher bis zum Joch. Hier stiegen wir dann einzeln über den übervollen Klettersteig ab. So stellte ich mir den Hillary Step am Everest vor: Schlangen von Bergsteigern. Nach dem Klettersteig und außer Reichweite der Steinschlaggefahr, entledigten wir uns von Helm und Gurt und packten alles in den Rucksack. Glücklich über die super Tour und den Gipfelerfolg marschierten wir zurück zur Breslauer Hütte. Hier brauchten wir erst eine Stärkung, bevor wir uns von den anderen verabschiedeten und zur Zwischenstation abstiegen. Mit dem Stableinsessellift fuhren wir zurück ins Tal um dann die sehr, sehr lange Heimreise (Stau) anzutreten… 

Fazit: Ganz klar war die Tour wie in jedem Jahr perfekt von Tom organisiert. Die Besteigung der Wildspitze mit seinen 3768 m machte natürlich riesig Spaß und mit den Straubinger Alpenvereinslern machte dies gleich doppelt so viel Freude. Die Tour bot so ziemlich alles für das Bergsteigerherz: Gletscherüberschreitung, pfiffiger Klettersteig in luftiger Höhe, Kletterstellen zum Gipfel und ein pfiffiger Grat zum Überschreiten. Das wir im nächsten Jahr wieder dabei sein wollen, egal welcher Gipfel es werden würde, stand außer Frage. Schee wars, Berg heil :-)

Autor: Winklmeier Markus