© DAV Straubing

Kletter- und Familienwochenende Hirschbach 2025

22.06.2025

Meine Hand tastet nach der nächsten Mulde. Der Fels hat schöne runde Rinnen, die mir als gute Griffe dienen. Ich ziehe mich langsam nach oben, und spüre den leichten Überhang in meinen Fingern, die sich noch daran gewöhnen müssen, mein Körpergewicht zu halten. Noch ein kleines Stück, dann... rutscht meine Hand ab. Für einen Moment verliere ich den Halt, ein kurzes Ziehen im Bauch, dann spannt sich der Gurt und fängt mich sicher ab. Ein tiefer Atemzug. Unten ruft jemand: „Alles okay?“ Ich lache – „Ja, alles okay. Ab bitte!“

Dieses Jahr sind wir die Neulinge beim Kletter- und Familienwochenende des DAV Straubing. Zwei Wochen vorher haben mein Partner, unsere sechsjährige Tochter Lotte und ich einen Kletterkurs in Straubing gemacht, um die Basics zu lernen. So konnten wir alles mitmachen und unser Gelerntes gleich ausprobieren. Treffpunkt am Donnerstag war das gemütliche Erlebniscenter Jura Alpin, unsere Unterkunft für drei Nächte. Insgesamt waren wir zwölf Leute – eine bunte Truppe aus Kindern, Outdoor-Liebhabern und erfahrenen Kletterern.

Unser erstes großes Ziel war der Höhenglückssteig – ein Klettersteig in Laufweite der Unterkunft. Die beiden Sechsjährigen starteten direkt neben dem Höhenglückssteig erstmal mit der Via Ferrata Bambini, dem Klettersteig für Kinder. Für Lotte war schon das ein- und ausklicken der Karabiner ein Highlight. Mit Helm, Klettergurt und Abenteuerlust meisterten die Kids gemeinsam die ersten Seilpassagen. Die Erwachsenen halfen, sicherten, feuerten an. Ziemlich schnell verteilte sich die Gruppe an den Felsen und jeder konnte sich an dem eigens gewählten Schwierigkeitsgrad ausprobieren. Die achtjährige Mia traute sich gleich mit den Erwachsenen an den Höhenglückssteig. Am Ende des Tages wanderten alle mit einer neu gewonnenen Portion Selbstbewusstsein, müden Armen und hungrigem Magen zurück zur Jura Alpin Unterkunft. 

Abends trafen wir uns alle, um gemeinsam zu essen. Mit „Wer bin ich?“, Geschichten vom Tag und dem zufriedenen Durcheinander von Kindern und Erwachsenen ließen wir gemütlich den Abend ausklingen.

Der Freitag startete mit dem gleichen Weg zu den Felsen, wie der Donnerstag, allerdings diesmal mit Seilen und Exen im Gepäck. Die Wagemutigeren und Erfahreneren machten den Vorstieg, sodass wir recht flott 6 verschiedene Top-Rope-Routen zur Auswahl hatten. Die Kids schnappten sich die leichteren Strecken und kletterten innerhalb von 30 Minuten bestimmt 15 mal die gleiche Route, bis sie sich bis ganz oben trauten. Danach reichte es ihnen erstmal mit Adrenalin. „Wir wollen jetzt chillen!“, verkündeten sie lautstark und hängten sich demonstrativ mit ihren Standplatzschlingen in Bodennahe Ringe am Fels zum „Abhängen“. Das war der Startschuss für alle Mamas und Papas, die bisher nur gesichert hatten, aber auch noch auf ihre Kosten kommen wollten. Nach und nach wanderten wir an den Felsen immer ein Stückchen weiter, kuschelten mit den Bäumen, wenn wir es bis oben schafften, und testeten unsere Grenzen. Unter der Aufsicht von Gruppenleiter Peppi und mit den tollen Tipps der „alten Kletterhasen“ trauten wir uns auch auf anspruchsvollere Routen, obwohl wir ja noch Kletterneulinge sind. Die Kids zählten derweil Tannenzapfen (war eigentlich nur ein Spaß auf die Frage, was sie jetzt tun sollten) und als sie bei 762 ankamen, waren alle Erwachsenen fertig und zufrieden. Im Eiltempo ging es zurück zur Unterkunft und ohne Umwege direkt ins anliegende Freibad – ziemlich guter Abschluss für diesen ereignisreichen Tag! 

Am nächsten Tag wartete ein anderes Abenteuer: Kanu fahren auf der Pegnitz. Bei über 30 Grad schmierten sich alle ein paar Eimer Sonnencreme auf den Körper oder versteckten sich unter langer Kleidung. Zum Glück spendeten die vielen Bäume entlang des Flusses angenehmen Schatten, sodass wir die Tour ohne rote Nasen beenden konnten. Das Wasser war erfrischend kühl, perfekt zum Hineinspringen oder einfach die Füße baumeln lassen. Als an einer Umtragestelle ein Seil am Ufer hing, schwangen sich selbst die Kleinsten wie Tarzan in den Fluss. 

Am Sonntag stand noch ein weiterer Klettersteig auf dem Programm – der Norissteig. Durch die Amtsknechthöhle ging es über den Zackengrat zum Noris-Törle. Der Franke-Kamin war eine coole Abwechslung zu den sonst eher horizontalen Strecken. Ganz zum Schluss standen wir dann vor der Mittelbergwand. Ich war eigentlich schon müde und hatte mich genug ausprobiert, aber nachdem Mia noch den letzten Gipfel erklimmen wollte, war auch Lotte’s Ehrgeiz geweckt. Im zweiten Anlauf schafften wir den ziemlich steilen Einstieg und standen plötzlich ganz schön weit oben auf einem schmalen Stück Fels. Nicht runter schauen, dachte ich mir mit meiner blöden Höhenangst und sprach Lotte den Mut zu, den ich eigentlich gar nicht selbst empfand. Stück für Stück arbeiteten wir uns nach oben, bis wir schließlich erschöpft, aber glücklich am Gipfel standen. Jetzt hatten wir uns aber wirklich den letzten Kaffee in der Jura Alpin verdient. 

Mein Fazit: Ein super Aktiv-Wochenende, um andere Sportbegeisterte aus der Region kennenzulernen, neue Erfahrungen zu machen und sich vom Mut der Gruppe inspirieren zu lassen. 

Katharina Schuldt