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Nachruf Albert Amberger

15.05.2024

Zunächst nur eine unscheinbare Nachricht in der Schweizer Presse, dann die furchtbare Gewissheit: Albert verunglückt durch Eisschlag am Piz Palü  ...

Als Albert im Jahre 2013 zur Alpenvereinssektion Straubing kam und sich zu ersten alpinen Fahrten und Kursen meldete, merkten seine Ausbilder sofort, dass in ihm eine Leidenschaft für die Natur und die Berge schlummerte, die nur erweckt werden wollte. Eigentlich wusste und konnte er schon deutlich mehr als von einem Neumitglied erwartet wurde. Er stellte sich mit seinem Wissen und Können in den Dienst der Gruppe, hinterfragte und erklärte Sachen aus seiner Sicht, ohne sich künstlich in den Vordergrund zu bringen. Er unterstützte die Ausbilder in jeder Hinsicht und war ein ungemeiner Gewinn für unsere Vereinsgemeinschaft. So war es nur ein logischer Schritt, selbst die Trainerlaufbahn anzustreben. Im Jahre 2020 erlangte er die C-Lizenz Skibergsteigen und in 2023 die B-Lizenz Skihochtour.

Albert war ein Charaktermensch, gradaus, schnörkellos, mit Ecken und Kanten, einer der sich nicht verbog, um irgendjemandem zu gefallen. Er hatte eine fundierte Meinung und vertrat diese auch, aber er hatte kein Bedürfnis, seine Ansichten Anderen mit missionarischem Eifer aufs Auge zu drücken. Ein Mensch, der wirkte, dadurch dass er war, wie er war. Er wollte selber denken, sich seine eigene Meinung bilden und das gestand er auch jedem anderen zu, ja er erwartete es auch von jedem anderen. Vielseitig interessiert war er zu verschiedensten Themen ein guter Gesprächspartner. Gern erzählte er von "seinem" Wolfsrudel auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr.

Er war klar in seinen Gedanken und Äußerungen. Vielleicht war er manchmal etwas rau im Umgang, aber den Respekt, den ER von Anderen erwartete, den zollte er auch seinem Gegenüber. Er stand stets zu seinem Wort. Man musste nicht fürchten, er könnte etwas anderes denken als das was er sagte und wer seine Sympathie einmal gewonnen hatte, zu dem stand er ebenfalls unumstößlich und loyal. Ein Typ, der auch am Berg verlässlich war, egal unter welchen Bedingungen, und der auch in schwierigen Situationen die Nerven behielt. 

Er war tatkräftig und entschlossen, verfolgte seine Ziele stets konsequent. Er war mutig, ja sehr mutig, auch kalkuliert risikobereit, aber nicht leichtsinnig.
Er traf Entscheidungen wohlüberlegt und war flexibel, ein Ziel zu ändern, sich mit den Vorstellungen anderer abzugleichen oder die Bedürfnisse des Schwächsten in der Gruppe zugrundezulegen.

Eigentlich war schon vor 10 Jahren klar, dass er in anspruchsvollen Touren genau richtig war und in den Anfängerkursen völlig falsch lag. Völlig RICHTIG war er in der Sektion Straubing, wo er mit einer ansteckenden Begeisterung in den letzten Jahren eine Vielzahl Ausbildungskurse und Tourenleitungen übernahm. Er hatte Freude daran, Anderen Dinge weiterzugeben, die er selbst erst gelernt oder erfahren hatte, aber nie tat er das mit erhobenem Zeigefinger, nie war er der Besserwisser, sondern gab jedem die Freiheit, teilzuhaben an seinem Erfahrungsschatz, wenn er das wollte. Wobei er eine natürliche Autorität ausstrahlte, die es einem leicht machte, Wissen von ihm anzunehmen und eine Sicherheit, in der man sich geborgen fühlen konnte. Wenn man so ein engagiertes Mitglied in seinen Reihen hat, darf man sich als Freund UND Vereinsvorsitzender wirklich nur glücklich schätzen, ein richtiger Berglehrer!
Blind und ohne Worte konnte man sich mit ihm am Berg verstehen, sei es bei der Tourenplanung, beim Kartenlesen, bei der Routenfindung in der Nebelsuppe, bei der Schneedeckenbeurteilung und auch bei der Getränkebestellung in der Hütte nach der Tour.

Er war ein erfahrener und geschickter  Alpinist, aber er hatte nie das Bedürfnis, sich mit seinen Touren in Szene zu setzen. Sein Stolz auf erbrachte Leistungen war leise und unaufdringlich.
Er nahm die damit verbundenen Strapazen immer zu seinem eigenen VERGNÜGEN auf sich, nie zum Ärger der Anderen. Gepostet hat er schon gar nichts von seinen Unternehmungen. Nur der engere Freundeskreis zollte ihm stillen Respekt.

Auch durch etliche Sportverletzungen ließ er sich nie entmutigen, sondern kämpfte sich ausdauernd und klaglos immer wieder nach vorne. In seinen Zwangspausen sprudelten nur umso mehr die Ideen zu neuen alpinen Unternehmungen und er ließ sich auch sofort von den Ideen seiner Freunde mitreißen.
Den Kopf in den Wolken, aber mit den Füßen fest am Boden. Spürbar war eine tief verwurzelte Liebe zur Schöpfung, die ihn die Schönheit auch in kleinen Dingen erkennen ließ, seine Lebensfreude und die Gabe, nicht nur großes anzustreben und zu erwarten, sondern sich schon über Kleinigkeiten zu freuen, über den schönen Augenblick, über die Halbe Bier auf der Sonnenterrasse vor der Hüttn. Er lebte gern im Hier und Jetzt, war auf bewundernswerte Art geerdet. 

Er war gesellig und gern mit Gleichgesinnten unterwegs. Sein hintersinniger Humor brachte uns oft zum Lachen. Und er verfügte auch über die Souveränität, auch mal über sich selber zu lachen.

Aber er konnte und wollte auch gut und gern für sich allein sein. Lange Anfahrten allein im Auto und einsame Nächte in den Winterräumen unbewirtschafteter Hütten störten ihn nicht, nein, ganz im Gegenteil waren sie für ihn der Schlüssel zu intensiven Bergerlebnissen.

Er hat viele berühmte Touren gemeistert, wie beispielsweise die Watzmann Ostwand, den Hintergrat am Ortler, den Biancograt am Piz Bernina und den Mittellegigrat am Eiger,  Lyskamm und Dufourspitze, Montblanc, im Kaukasus den Elbrus, unzählige Skitouren, als Höhepunkt des letzten Jahres die Haute Route von Chamonix nach Zermatt und, heuer, zuletzt, Piz Palü....
Aufrecht wie er sein Leben führte, so nahm er auch Abschied. Aufrecht in seinen geliebten Bergen....
Sein stiller Traum, das Matterhorn zu besteigen war ihm nicht mehr vergönnt.

In seiner Familie und bei seinen Freunden hinterlässt er eine Lücke, die schier nicht zu füllen ist, denn wir haben in Albert einen ganz und gar einzigartigen Menschen, Bergkameraden und Freund verloren.
Dankbar sind wir aber, dass wir ihn kennenlernen und mit ihm gemeinsam auf einem intensiven Lebensabschnitt unterwegs sein durften und ER uns so viele wunderschöne Erinnerungen geschenkt hat. 

Lebe wohl, Berg- und Skiheil, Dir lieber Albert!

 

DU GEHST VON UNS

ES GEHT GANZ SCHNELL

EINE ENTSCHEIDUNG ZU FRÜH

EINE ENTSCHEIDUNG ZU SPÄT

WARST INSPIRATION UND WEGWEISER

BIST NOCH SO NAH

DOCH ZUM SELBEN MOMENT SO FERN

EINE ENTSCHEIDUNG MEHR - ODER WENIGER

ES GEHT GANZ SCHNELL...

 

Trauerrede vorgetragen von Peppi Grill, Text mit Hilfe von Gabi Lenz, Jupp Berglehner
Gedicht von Regina Grill

Steinach, 17. Mai 2024