Nach einer kurzen Pause trafen wir uns in voller Montur vor der Hütte. Unter Anleitung von Tom und Till konnte jeder von uns die wichtigen Elemente für Mehrseillängenrouten an der Hüttenwand nochmal einüben: Vorstieg-Sichern mit HMS, Standplatzbau und Nachsichern inkl. der hierfür notwendigen Kommandos. Da hat es sich ausgezahlt, dass wir alle schon theoretische Vorkenntnisse mitgebracht hatten. So konnten wir an diesem Tag gleich noch unsere erste gemeinsame Mehrseillänge angehen. Dafür ging es zu den Nas’n-Routen. Wir sind alle sehr gut vorangekommen, beim Abstieg mussten wir uns dann ein bisschen sputen, um rechtzeitig zum Abendessen zurück zu sein – was sich für alle Vegetarier und die wenigen Fleischesser unter uns absolut gelohnt hat.
Nächster Programmpunkt: Die Suche nach Fenstern für den nächsten Tag. Genauer gesagt Zeitfenstern, in denen es nicht regnen sollte. Nach ein wenig hin und her haben wir uns darauf verständigt, dass wir gleich um halb acht aufbrechen wollen für eine kurze Tour, wo wir das Abseilen einüben können. Gesagt, beinahe getan. Während des Frühstücks hat sich dieses Vorhaben dann schon in Wasser aufgelöst. Wir verbrachten daher den Vormittag mit Trockenübungen in und an der Hütte – was aber keinesfalls hieß, dass wir auch trocken blieben. Aber zumindest waren wir jetzt mit einer weiteren Variante zum Standplatzbau, der Sicherung mit Halbseilen, dem Klettern in einer Dreierseilschaft sowie dem Abseilen vertraut. Wir hatten es uns dann in der Hütte gemütlich gemacht und vertrieben uns die Zeit mit Mikado, Tabu und Halma. Gegen halb fünf hat Tom dann tatsächlich noch ein Fenster gefunden und dann hieß es „jetzt oder nie“ - also jetzt! Wir haben uns alle zackig fertig gemacht und sind in zehn Minuten an die Wand gegangen. In insgesamt vier Seilschaften sind wir zwei Seillängen nach oben geklettert, um uns dann von dort abzuseilen. Ein paar von uns hat der Regen auf dem Rückweg noch erwischt, aber alles in allem haben wir den Tag dann doch sehr gut genutzt und eine Menge dazugelernt.
Mittwoch, letzter Tag. Die Wetterprognosen sind am Vortag bestens gewesen. Daher war der Plan, in zwei Gruppen jeweils eine Route mit mindestens sieben Seillängen zu klettern, bevor wir wieder ins Tal absteigen und nach Hause fahren. „Inflagranti“ und „Hurra die Gams“. Doch das Wetter änderte sich natürlich und so begann es nach etwa einer Stunde in der Wand zu nieseln – was auch anhalten sollte laut Toms Wetterapp. Daher seilten wir uns wieder ab und gingen zurück zur Hütte. Tills Gruppe wusste von dieser Wetterapp nichts und kletterte weiter. Daher konnten wir ihnen von der Hütte bei Kaiserschmarrn und Kaspressknödelsuppe zuschauen, wie sie sich Stück für Stück durch die etwas nasse Inflagranti arbeiteten. Dann wurde es aber tatsächlich besser und so brach Toms Gruppe nochmal für eine „Pipifax“-Begehung auf. So war es alles in allem ein versöhnlicher Abschluss.
Am Ende haben wir uns alle auf der Sonnenterrasse (mittlerweile trug diese den Namen zu Recht) zusammengefunden, erfrischt und gestärkt und uns über die Touren ausgetauscht. Ehe wir uns an den Abstieg machten, konnten wir dem Hüttenteam noch beim Wegräumen der eben mit dem Helikopter eingetroffenen Lebensmittellieferung helfen. Am Abend sind wir dann wieder am Parkplatz angelangt, von wo wir am Montag gestartet sind - Nur eben ein bisschen schlauer und mit ersten praktischen Erfahrungen in Sachen Mehrseillängen.
Tom und Till, danke an euch beide für diese drei Tage!