Hier machen wir eine Trinkpause. Ein gewaltiger Ausblick! Ringsum riesige Wände kesseln diese Almfläche ein. Auch die Schneespitze, den Vorgipfel des Hohen Tenn kann man von hier auch schon sehen. Vom Talkessel der Alm führt uns der nun schmale Weg in vielen, ideal angelegten Schleifen die grüne, steile Talflanke hinauf. Kurze Zeit später sehen wir schon die Hütte und erreichen über wunderbare Matten und alpine Wiesen die wunderschön gelegene Gleiwitzer Hütte. Noch sind wir gut in der Zeit, gut 2 Stunden haben wir bis hierher gebraucht. Auf der Hütte genehmigen wir uns eine Erfrischungsgetränk, ehe wir über einen Wiesenweg nach Süden queren. Wir steigen und überqueren einige Rinnen und Schotterfelder und erreichen so den Fuß einer markanten Verschneidung, die zur unteren Jägerscharte hinaufzieht. Hier beginnen die Versicherungen. Gefühlt alle 30 Zentimeter sind die massiven Bügel in den Fels getrieben. Man weiß zwischenzeitlich gar nicht mehr welchen der vielen Stifte und Bügel man benutzen soll. Für mein Gefühl zu viel des Guten. In der unteren Jägerscharte angekommen, führt uns das Stahlseil weiter an einem steilen und teilweise recht ausgesetzten Grat hinauf. Schließlich dreht der Weg nach links in steiles Wiesengelände hinauf zur oberen Jägerscharte.
Hier beginnt der eigentliche Gleiwitzer Höhenweg. Hier machen wir kurz Pause. Die Aussicht ist schon gewaltig! Kitzsteinhorn, Wiesbachhorn und die noch vergletscherte Glocknergruppe! Auch der massive Bauernbrachkopf ragt einschüchternd vor uns in die Höhe. Dahinter die Schneespitze und dahinter könnte man meinen das der Hohe Tenn sich schon zeigt. Zeit würde es werden. Ein Blick auf die Uhr zeigt uns, dass wir schon gut 1900 Höhenmeter in den Beinen haben und der Weg hinauf ist noch weit. Aber es hilft ja nichts, umdrehen wäre ja auch blöd. 😊
Also weiter den Drahtseilen folgend steigen wir auf einem relativ breiten Grat hinauf zum Kempsenkopf. Ein recht umstrittener Gipfel, denn er gilt, als nördlichster 3000er, was aber viele nicht anerkennen, weil er die nötige Schartenhöhe nicht hat.
Vom Gipfel steigen wir in eine Scharte hinab, um auf der anderen Seite wieder zum Bauernbrachkopf aufzusteigen. Schön langsam machen sich die Höhenmeter bemerkbar. Immer öfter bleiben wir stehen und genießen die Aussicht. Was uns aber nicht stört, denn wir sind gut in der Zeit, Gewitter sind nicht angesagt und die Landschaft ist ja gewaltig! Auf dem Bauerbrachkopf angekommen, entfalten sich große Teile der Glocknergruppe vor uns. Eine Gipfelschau der Ostalpen-Extraklasse!
Wir steigen auf der Südwest Flanke hinunter zu einem breiten Rücken, der uns final zu einem steilen Zahn, dem Kleinen Tenn führt. Vielleicht die Klettersteig Schlüsselstelle. Steil, sogar leicht überhängend, in anregender Ausgesetztheit überklettern wir das Hindernis. Dahinter folgen wir dem Weg wieder im Gehgelände dem Kamm nach Südosten. Kurze Zeit später erreichen wir über losen Schotter den Gipfel der Schneespitze. Ein großes Kreuz erwartet uns nach gut 2600 Höhenmetern. Wir verewigen uns in das Gipfelbuch und steigen anschließend weiter Richtung Hohen Tenn. Über leichte, anregende Gratkletterei, wobei wir zweimal Gartaufschwünge umgehen, erreichen wir unser Ziel! Auf dem Hohen Tenn! 3368m!
Freudig fiel man sich in die Arme. Das war ein hartes Stück Arbeit! Nach einer ausreichenden Gipfelschau wurde der Abstieg angetreten, denn die Wasserreserven gingen zur Neige. Schnell verloren wir an Höhe aber die kurzen Gegenanstiege hatten es in Sich. Der Körper war im Abstiegsmodus und der Geist war eigentlich schon auf der Hüttenterrasse. So hieß es nochmal die Konzentration hochzuhalten, dass jetzt beim Abstieg alles läuft!
Nach den anstrengenden Gegenanstiegen am Kleinen Tenn, Bauernbrachkopf und Kempsenkopf war die Jägerscharte relativ schnell erreicht und so rauschten wir die Seilversicherten Stellen zur unteren Jägerscharte hinab. Die Wanderung zurück zur Hütte und zur Erfrischung war dann nur noch Formsache…obwohl die Form nicht mehr so ganz in Ordnung war.
Zurück auf der Gleiwitzer Hütte wurde reichlich Flüssigkeit zu sich genommen, um die restlichen 1300 Höhenmeter Abstieg zu packen. Hölzern und ein wenig ungelenk waren die ersten Meter nach dem Aufstehen…aber schon nach ein paar Meter rollten die Beine wie gewünscht die Serpentinen hinunter. Erst auf der Alm ließen wir es gemächlicher angehen. Mit einem gewissen Stolz brachten wir die letzten Meter hinter uns.
Berglehner Jupp